MINT-Fachkräfteausbildung

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Rede zum Antrag schwarz-grünen Antrag „Herausforderungen des Fachkräftemangels im MINT-Bereich mit Potenzialen der akademischen Bildung begegnen

Stabile Brücken, sensorgesteuerte Autos und sanft abbremsende Hochgeschwindigkeitszüge, Laptops und Smartphones zum mobilen Arbeiten, verträgliche Kosmetika und gezielt wirkende Medikamente – all diese ganz unterschiedlichen Dinge haben eines gemeinsam: Ohne Fachkräfte aus den Bereichen „Mathematik“, „Informatik“, „Naturwissenschaften“ und „Technik“ könnten wir nichts davon umsetzen.

Damit ist der MINT-Bereich weit mehr als nur ein Nice-to-have für die Gesellschaft. MINT kann ein Baustein für Fortschritt sein, um gesellschaftlichen Wohlstand zu sichern und um verantwortungsvoll unsere Zukunft zu gestalten.

Wir haben vor wenigen Wochen bereits darüber diskutiert, wie wir dem Arbeits- und Fachkräftemangel im Allgemeinen und speziell im Bereich der beruflichen Bildung begegnen können. Mit diesem Antrag legen wir den Fokus enger auf die MINT-Ausbildung vor allem an den Hochschulen und die Durchlässigkeit vom Studium zur Ausbildung im Land.

Denn wir haben seit Jahren ein Problem damit, Fachkräfte im MINT-Bereich zu finden. Dafür gibt es mehrere Gründe. Es herrscht immer noch der Mythos, dass nur die Begabtesten und Intelligentesten im MINT-Bereich Erfolg haben können. Die Aussage „Ich verstehe Mathe einfach nicht“ ist immer noch cool, und kaum ein Schulfach hat ein angestaubteres Image als die Chemie.

Bestehende Angebote, die aufzeigen, wie vielfältig Jobs im MINT-Bereich sind und welche für die Gesellschaft relevanten und spannenden Fragestellungen genau dort bearbeitet werden, können häufig nicht flächendeckend angeboten werden. Oft bauen solche Informationsangebote nämlich auf das Engagement bestimmter Unternehmen und Hochschulen oder gar von Ehrenamtlichen.

Ist die Anwerbesituation im MINT-Bereich schon schwierig, verlieren die MINT-Bereiche aber auch viele Personen wieder. MINT-Studiengänge weisen mit die höchste Abbruchquote auf. Besonders bedenklich: Auf jeder weiteren Qualifizierungsstufe scheiden überdurchschnittlich viele Frauen aus.

Aber ohne Menschen, die für biochemische Prozesse und zuverlässige Algorithmen brennen und diese Leidenschaft, diese unersättliche Neugier an naturwissenschaftlichen Phänomenen weitertragen und auch in Kita und Schule weitergeben, können wir keinen dieser Gründe, die zu einem enormen Fachkräftemangel führen, angehen.

Genau deshalb setzt unser Antrag am Ende der Kette von Problemen an, nämlich an den Hochschulen und der Ausbildung. Wichtig ist uns, die Orientierung vor und während eines MINT-Studiums oder einer Ausbildung zu verbessern und Beratungsangebote flächendeckend zur Verfügung zu stellen. Eine Maßnahme dazu ist die Weiterentwicklung von Vorkursen, die Lücken zwischen Schule und den Anforderungen eines Studiums schließen sollen.

Wir haben im MINT-Bereich aber auch ganz klar ein Gerechtigkeitsproblem. Frauen und Menschen mit internationaler Familiengeschichte sind im MINT-Bereich unterrepräsentiert. Damit lassen wir nicht nur Potenziale zur Fachkräftesicherung liegen, nein, wir gefährden auch unsere Vision von Fortschritt und Nachhaltigkeit, denn es gibt unzählige Beispiele, die zeigen, warum es wichtig ist, dass alle Menschen an gesellschaftlich relevanten Entwicklungen beteiligt sein müssen.

So ist die Wirkung vieler Medikamente nur auf Männer systematisch untersucht. Medikamente können sich aber zum Beispiel auf Frauen ganz anders auswirken – mit teils dramatischen Unterschieden.

Künstliche Intelligenz gilt als gerecht und vorurteilsfrei. Doch mit historisch gewachsenen Vorurteilen und Schieflagen in Datensätzen zementiert Künstliche Intelligenz den längst überwunden geglaubten Status quo unserer Gesellschaft oder dreht sogar das Rad der Zeit zurück. Auch das betrifft wieder vor allem Frauen und Menschen mit internationaler Familiengeschichte.

Um diesen Problemen zu begegnen, sieht unser Antrag auch eine Auseinandersetzung damit vor, wie bestehende Angebote so weiterentwickelt werden können, dass sie das MINT-Studium für Frauen und Menschen mit internationaler Familiengeschichte attraktiver machen.

Ich weiß aus eigener Erfahrung, wie wenig produktiv es für die Studienatmosphäre ist, wenn man als Frau immer wieder gefragt wird, ob man sich in die Informatikvorlesung verlaufen habe, wenn Seminare von Dozenten sexuell anzügliche Namen bekommen oder man ständig für die Aushilfe gehalten wird, wenn man hört, dass selbst enge Freunde am Anfang dachten: „Die hat keine Chance im Studium“, einfach weil man nicht in das Klischee erfolgreicher Informatiker passt.

Daher müssen wir die strukturellen Hürden für bestimmte Gruppen gezielt abbauen. Allein um den Fachkräftemangel im MINT-Bereich nachhaltig zu bekämpfen, müssen wir alle einladen, mitzuarbeiten. Lassen Sie uns deshalb gerne im Ausschuss darüber diskutieren, wie uns das in Zukunft gelingen kann.

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